Inklusion durch Digitalisierung
Den mit 10.000 Euro dotierten Teresa-Bock-Preis 2020 der Caritas-Gemeinschaftsstiftung für das Bistum Aachen erhält die Kleebach-Schule in Aachen für den Einsatz digitaler Medien in der unterstützten Kommunikation. Die Kleebach-Schule in Trägerschaft der Städteregion Aachen, ist eine Förderschule mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung.
Die Jury hatte das überaus große Engagement der Lehrkräfte und Pädagogen der Schule überzeugt, mit dem sie stets neue Unterrichtsmodelle anstoßen, die die Entwicklung und das Wohlergehen der Kinder mit Behinderung im Blick haben. Das Ziel: den Schulalltag der Schülerinnen und Schüler, die sich nicht, oder nur schwer verständlich lautsprachlich äußern können, zu erleichtern, und ihnen so die Möglichkeit zur Teilhabe zu verhelfen.
Kindern mit Behinderung eine Stimme geben
Mit ihrem pädagogischen Ansatz gibt die Kleebach-Schule Kindern mit schwerer und mehrfacher Behinderung im wahren Wortsinn eine Stimme und einen Platz in der Schulgemeinschaft und in der Gesellschaft. „Im Alltag der Kleebach-Schule haben digitale Kommunikationsmittel schon lange einen festen Platz“, sagte Kathi Meiß-Schemmel, Leiterin der Kleebach-Schule bei der Preisverleihung im Haus der Caritas in Aachen. „Über die Auszeichnung haben wir uns riesig gefreut, denn gerade die Förderschulen verdienen die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Dass wir den Preis erhalten erfüllt uns mit großer Freude. Wir bedanken uns herzlich für die Wertschätzung unserer Arbeit seitens der Caritas-Stiftung. Das Fördergeld hilft uns dabei, jedes einzelne Kind weiterhin individuell fördern zu können“.
Kommunikation – ein Grundbedürfnis des Menschen
Digitale Medien und alternative Ausdrucksmöglichkeiten ersetzen oder ergänzen im Schulalltag die fehlenden Kommunikationsmöglichkeiten der Kinder. „Auch ein geistig und körperlich behindertes Kind möchte entscheiden, ob es ein Marmeladen- oder Käsebrot zum Frühstück essen möchte. Unterstützende, digitale Kommunikation hilft dem Kind seine Wünsche zu äußern und uns, sie wahrzunehmen“, erläutert die Schulleiterin ein konkretes Beispiel. Die Kleebach-Schule bezieht Lehrkräfte, Sonderpädagogen, Therapeuten und Eltern gleichermaßen in die Arbeit ein. Sie fördert tagtäglich eine aktive Teilnahme im Bildungsprozess, soziales Miteinander und schließlich die Selbstbestimmung der Kinder. Stellvertretend für viele Initiativen, die zu einer sozialen und inklusiven Gesellschaft beitragen, erhält die Kleebach-Schule das Preisgeld, das sie nach eigenen Angaben unmittelbar in die weitere digitale Ausstattung der Kinder investieren wird.
Das Motto lautete „MitMenschlichkeit – sozial trifft digital“
Der Teresa-Bock-Preis wurde am 4. September 2020 bereits zum vierten Mal verliehen. Der Sozialpreis beschäftigte sich diesmal mit den Chancen des digitalen Wandels für den Einzelnen und für das Zusammenleben in der Gesellschaft. Jurymitglied Prof. Dr. Nadia Kutscher, Professorin für Erziehungshilfe und Soziale Arbeit an der Universität zu Köln, sagte zum Motto der Ausschreibung: „Das Thema trifft den Nerv der Zeit, weil es das Digitale nicht absolut setzt, sondern das Soziale und den Menschen als zentrale Bezugspunkte in der Auseinandersetzung mit Digitalität versteht“. Stifterin des Preises ist die Caritas-Gemeinschaftsstiftung für das Bistum Aachen, die der Caritasverband für das Bistum Aachen vor 14 Jahren gegründet hat. Die Stiftung fördert über Zuschüsse soziale Projekte in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen.
Preisverleihung in Coronazeiten
Auf den Aufruf zum Stiftungspreis gingen bis Ende vergangenen Jahres 23 Bewerbungen aus dem gesamten Bistum Aachen ein. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte die für Sommer 2020 vorgesehene Preisverleihung nicht planmäßig stattfinden. Die Feierstunde fand nun im kleinen Kreis im Haus der Caritas statt. Für die Stiftung überreichte Schwester Maria Ursula Schneider den Vertreterinnen der Kleebach-Schule die gläserne Preisstele, eine Urkunde und den Scheck über 10.000 Euro. „Es ist toll, dass Kinder mit teils schweren Behinderungen aufgrund alternativer, digitaler Erfahrungs- und Lernmöglichkeiten ihre Persönlichkeit, Wünsche, die geistigen und körperlichen Fähigkeiten voll entfalten können“, sagte die stellvertretende Vorsitzende des Stiftungsrates in ihrer Ansprache.
Die kleine Feierstunde endete mit dem Resumée von Burkard Schröders, Caritasdirektor und Vorstandsvorsitzender der Stiftung „Was könnte dem Caritasgedanken mehr entsprechen, als Kindern und Heranwachsenden, die es aufgrund einer Erkrankung schwer haben Schritt zu halten, Chancen zu bieten und Teilhabe zu ermöglichen. Ihr Engagement ist aller Ehren wert“.
Die Jury 2020
Die Auswahl des Preisträgers traf eine unabhängige Jury aus Wissenschaft, Wirtschaft und Medien. Ihr gehörten an: Prof. Dr. phil. Nadia Kutscher, Professorin für Erziehungshilfe und Soziale Arbeit an der Universität zu Köln; Dr. Frank Dillmann, Hauptabteilungsleiter Verwaltungsmanagement und Digitalisierung im Bischöflichen Generalvikariat Aachen, Andera Gadeib, IT-Unternehmerin und Autorin, Peter Pappert, Journalist des Aachener Zeitungsverlages, Prof. Dr. phil. Joachim Söder, Professor für Philosophie an der Katholischen Hochschule NRW, Abteilung Aachen.
Informationen und Filme über die Bewerber, den Preisträger und die Preisverleihung unter https://caritasstiftung-aachen.de/teresa-bock-preis/teresa-bock-preis-2020/