Aachen/Tansania im Juni 2019. Mit Spendengeldern der Caritas-Kinderhilfe Aachen finanzierte Hilfsprojekte in Tansania ermöglichen von Armut bedrohten Einelternfamilien im Bistum Moshi, ihren Kindern den Schulbesuch zu finanzieren. Der Vorsitzende des Caritasverbandes für das Bistum Aachen, Weihbischof Dr. Johannes Bündgens, besuchte jetzt die Hilfsprojekte.

Bündgens wurde bei seinem viertägigen Aufenthalt im Norden Tansanias begleitet von Dr. Mark Brülls. In der Geschäftsstelle des Caritasverbandes für das Bistum Aachen ist er verantwortlich für die Auslandshilfe des Verbandes. Diese hat zwei Schwerpunkte. Neben Projekten der Caritas in Westsibirien unterstützt sie die Caritas im Bistum Moshi. Bündgens war sechs Jahre zuvor erstmals in Tansania gewesen. „Ich habe die Fortschritte gesehen. Die sind manchmal langsam, manchmal aber auch sehr innovativ wie die landesweit einzige inklusive weiterführende Schule St. Pamachius“, sagte der Weihbischof zum Abschluss seiner Reise.

Inklusive Schule gefördert

Die inklusive Schule, die unter anderem mit Unterstützung der Diözesancaritasverbände aus Aachen und Trier aufgebaut wurde, hat im Februar ihren Lehrbetrieb aufgenommen. 80 Schülerinnen und Schüler, die aus dem gesamten Land kommen, besuchen die Schule. Das erste von sechs Schuljahren ist zweizügig. Wenn in fünf Jahren die Schule voll ausgelastet ist, werden dort 650 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Die Schüler mit Handicap sind meist seh- und hörgeschädigt. Die Schule ist einem Internat vergleichbar. Father Patrick, der Leiter der Schule, führte die Gäste aus Aachen durch den Schulneubau, der in Teilen noch eine Baustelle ist. Damit weitere Schüler aufgenommen werden können, baut das Bistum Moshi derzeit weitere Klassenräume. Auch zusätzliche Toilettenanlagen und Waschräume entstehen. Über die Caritas im Bistum Aachen wurden bislang rund 70.000 Euro in den Schulneubau investiert.

Projekt „Schwein gehabt“

Ein zweiter Schwerpunkt der Reise war der Besuch bei den von der Caritas im Bistum Aachen ins Leben gerufenen und seit 2009 finanzierten landwirtschaftlichen Projekten für von Armut bedrohte Einelternfamilien. Als arm gelten in Tansania Familien, die weniger als 10.000 tansanische Schilling im Monat zur Verfügung haben. Das entspricht etwa einem Betrag von 3,80 Euro. Die meisten Familien haben ein wenig Land zur Verfügung, auf dem sie Mais, Obst und Gemüse für den Eigenbedarf anbauen. Familien, die gute Erträge haben, gehen mit den Früchten auf den nächsten Markt und verkaufen sie dort.

Die Idee, die dem von der Caritas im Bistum Moshi getragenen Projekt zugrunde liegt und das die Caritas-Kinderhilfe Aachen unter dem Slogan „Schwein gehabt“ bewirbt, ist simpel. Mit Spendengeldern aus Deutschland schafft die Caritas Moshi Ferkel an. Diese werden an armutsgefährdete Familien gegeben, die eine Einweisung in den Umgang mit Hausschweinen bekommen. Sie ziehen die Tiere groß, züchten neue Ferkel, die sie wiederum an andere Familien weitergeben oder verkaufen. Von den Verkaufserlösen können Familien für ihre Kinder die Schule bezahlen. Der Unterricht ist zwar kostenfrei, aber Bücher und Schulkleidung müssen die Familien selber kaufen. Die Schweinezucht beflügelt auch den von den Familien im bescheidenen Rahmen praktizierten Acker- und Pflanzenbau. Weil sie den Schweinemist auf die Felder ausbringen können, freuen sich die Familien über bessere Erträge. Sie haben mehr Agrarerzeugnisse für den Eigenbedarf zur Verfügung und können auch mehr auf dem Markt verkaufen. Von den Erlösen haben einige Familien mittlerweile auch ihre in die Jahre gekommenen Lehmhütten durch Steinhäuser ersetzt oder Toiletten gebaut.

Afrikanische Schweinegrippe ist ein Risiko

Mehrere Familien haben sich mittlerweile zusammengeschlossen zu Gruppen, in denen sie sich gegenseitig unterstützen. Mit einem Teil der Verkaufserlöse haben die Gruppen einen finanziellen Grundstock geschaffen, um bedürftigen Familien aus der Gruppe kleine Kredite zu geben. Auf dem freien Markt hätten sie keine Chance, an solche Gelder heranzukommen. Familien, die recht erfolgreich mit der Schweinezucht sind, haben mittlerweile einige Schweine verkauft und sich vom Verkaufserlös Kühe, Ziegen oder Hühner gekauft. Damit auch Muslime an dem Projekt teilnehmen können, ist das Projekt mittlerweile nicht mehr nur auf Schweine beschränkt. Das zahlt sich aus, zumal die Schweinezucht in Tansania wegen der afrikanischen Schweinegrippe, einer für Schweine tödlichen Virus-Erkrankung, immer schwieriger wird. Tierarztbesuche sind für die Familien kaum zu bezahlen. Ihre einzige Möglichkeit, ihre Viehbestände vor dem Virus zu schützen, ist, die Schweineställe penibel sauber zu halten.

Hilfe zur Selbsthilfe

Schwester Euphrasia, die seitens der Caritas im Bistum Moshi das Schweineprojekt betreut, hat beobachtet, dass einige Gruppen sehr erfolgreich wirtschaften, andere hingegen deutlich bessere Erlöse erzielen könnten. Das hänge, so die Ordensfrau, unter anderem auch damit zusammen, wie die Gruppen zusammengesetzt seien. Gruppen mit Familien, die aus unterschiedlichen Stämmen kämen, seien auch kulturell anders geprägt. Schwester Euphrasia möchte nun nach dem Motto Hilfe zur Selbsthilfe die Leiter gut wirtschaftender Gruppen in Seminaren mit den Leitern der Gruppen zusammenbringen, deren Erträge optimiert werden können. „Sie sollen voneinander lernen, wie die Viehzucht erfolgreicher betrieben werden kann“, sagt Schwester Euphrasia.

Das Bistum Moshi liegt im Norden Tansanias am Fuße des Kilimandscharo, des mit rund 5900 Metern höchsten Berges in Afrika. In dem rund 5000 Quadratkilometer großen Bistum gibt es 51 Pfarreien, in denen 164 Diözesan- und 48 Ordenspriester tätig sind. Im Bistum leben rund 962.000 Menschen, annähernd 630.000 von ihnen sind Katholiken. Seit dem 27. Dezember 2017 ist der Bischofssitz von Moshi vakant. Bischof Isaac Amani, der zehn Jahre lang bis 2017 Bischof von Moshi war, wurde zum Erzbischof des benachbarten Erzbistums Arusha ernannt.