Klima-, Natur- und Umweltschutz mit Blick auf soziale Belange vorantreiben – das geht

Spannend bis zum Schluss, bewegend, inspirierend: Was für ein toller Abend im Zeichen des zivilgesellschaftlichen Einsatzes für Nachhaltigkeit! 23 Bewerbungen zum Teresa-Bock-Preis 2023 waren aus dem Gebiet des Bistums Aachen eingegangen. Das Rennen im dichten Feld machten schließlich zwei Aachener Projekte.

Mit der Location für die lebendige Preisverleihung hatte die Caritas Gemeinschaftsstiftung markiert, worum es ihr beim diesjährigen Preis ging: Klima-, Natur- und Umweltschutz zusammen mit sozialen Blickwinkeln und Belangen denken. Den ausgesprochen gastlichen Rahmen setzte diesmal das Team der Caritas Betriebs- und Werkstätten (CBW) GmbH in Eschweiler, musikalisch peppig unterstützt von der Kombo „The Tiny Purple Beats“ vom Aachener Inda-Gymnasium.

Im Werk 1 der CBW wird täglich die berufliche und soziale Teilhabe von Menschen mit Behinderung gefördert und gelebt. Zunehmend legt die GmbH Wert auf Nachhaltigkeit, auch bei den Produkten und Dienstleistungen, mit denen sie Beschäftigung erschließt. Ein paar Projekte hatte sie folgerichtig ebenfalls als Bewerbungen zum Teresa-Bock-Preis eingereicht: ihre Radservicestationen, das Imkern, Wachsrecycling und den Vertrieb fair gehandelten Kaffees.

Geschäftsführer Michael Doersch und seine Mannschaft wurden später nicht müde zu betonen, dass sie froh waren, dass andere als sie den Zuschlag der Jury erhalten hatten. Denn mit der Offenen Tür „D-Hof“ im Aachener Stadtteil Driescher Hof und dem Projekt „Querbeet“ des Regionalen Caritasverbandes Aachen wurden zwei Initiativen ausgezeichnet, die das Preisgeld besonders gut gebrauchen können. So reihte sich die CBW gerne beim olympischen „Dabei sein ist alles“ ein.

Das galt auch für die übrigen Initiativen, die zur Preisverleihung in Eschweiler anreisten. Moderatorin Dr. Angela Maas begrüßte 120 Frauen und Männer. Begeistert nahmen die Gäste wahr, wie viele Menschen sich mit ihnen zusammen im Bistum Aachen für die Vision einer nachhaltigen Entwicklung engagieren. Der Abend war eine seltene Gelegenheit, vielfältigste Konzepte und die Köpfe dahinter kennenzulernen, kompakt, anregend, menschlich und verbindlich. Das passte!

Eine inspirierende Vielfalt an Projekten und Konzepten

Das Bewerberfeld war groß, es wurde in drei Videos vorgestellt. Als erstes präsentierten sich die Projekte, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Ihnen folgten Projekte, die auf die soziale Teilhabe von benachteiligten Menschen abheben. Drittens zeigten weitere Projekte, wie sich nachhaltige Entwicklung vor Ort, in Siedlungen und Quartieren, voranbringen lässt. Die Gesamtschau beeindruckte und es ließ sich leicht erahnen, vor welchen Entscheidungsnöten die Jury stand.

Sr. Maria Ursula Schneider als Vorsitzende des Stiftungsrats stärkte die Dramaturgie des Abends, bevor sie die beiden Sieger verkündete. So sorgfältig kommentiert sind wohl selten zwei Briefumschläge ausgepackt worden! Umso gelöster die Stimmung, Umarmungen, Lächeln, herzlicher Applaus des Plenums, als es endlich heraus war. Zwei Reportagevideos, die Kinder und Jugendliche sowie Wohnungslose und Suchtkranke zu Wort kommen ließen, unterstrichen die Preiswürdigkeit.

Dass das eigene Engagement für systematische Gesundheitsförderung von jungen Menschen in einem von Armut geprägten Stadtteil gesehen und gewürdigt wird, bewegte das Team des D-Hof. Es ist schon lange an dem Thema dran. Ähnlich die Reaktion des stadtbekannten Querbeet. Dass die „gute Tat für Aachen“, wie ein Klient das Bepflanzen und Pflegen von städtischen Flächen und Laternen im Video nennt, jetzt offiziell ausgezeichnet wird, bestärkt das Team. Querbeet kann diesen Rückenwind beim Kampf um die Finanzierung gut gebrauchen.

Ein Gegenmittel gegen Blindstellen in Förderprogrammen

Der Sozialdezernent der StädteRegion Aachen, Dr. Michael Ziemons, unterstrich die hohe Bedeutung von Nachhaltigkeitsinitiativen, welche die Belange benachteiligter Bevölkerungsgruppen in den Blick nehmen. Vielfach ließen die Förderprogramme die soziale Komponente vermissen, obwohl gerade Menschen mit geringen Einkommen die finanziellen Mittel fürs Mitmachen fehlen, kritisierte er. Dabei hätten die Armen besonders unter Klimaveränderungen und schlechten Umweltbedingungen zu leiden, was sich auch spürbar in einer geringeren Lebenserwartung ausdrücke.

Diözesancaritasdirektor Stephan Jentgens weitete den Blick auf die globale Dimension, indem er an Papst Franziskus mit dessen Rede vom „gemeinsamen Haus“ anknüpfte, das es gemeinsam zu pflegen gelte. Die von Wachstum und Profit getriebene fossile Wirtschaftsweise forcierte Klimakrise löse in vielen Regionen der Welt dramatische Notlagen aus. Initiativen wie die, die sich um den Teresa-Bock-Preis bewarben, setzten Zeichen der Umkehr, wie sie der Club of Rome einfordere, wie Armut bekämpfen, Ungleichheit beseitigen, gesunde Ernährung sicherstellen, Frauen ermächtigen.

Eine bessere Welt ist möglich. Diese Zuversicht zog sich durch die ganze Preisverleihung. Denn die Menschen im Bistum Aachen brauchen nicht auf die Politik und die Konzerne zu warten, damit sich etwas verändert. Die 23 Projekte zeigen, wieviel Einfluss jeder auf ein verändertes, positives Leben im Viertel, in der Stadt, in der Region nehmen kann. Teil einer Bewegung für Nachhaltigkeit zu sein, die auf soziale Aspekte fokussiert ist und sie fördert, war der größte Erkenntnisgewinn des Abends.